BRANCHENLÖSUNG

MILCHVERARBEITUNG

Abwasserbehandlung und Wiederverwertung in der Milchverarbeitung

Parallel zum steigenden Fisch- und Fleischkonsum wächst auch die Nachfrage nach Milchprodukten. Besonders in Südostasien wird immer mehr Milch getrunken, Joghurt verzehrt und Käse gegessen. Eigentlich verwunderlich, denn ein nicht geringer Anteil der dort lebenden Menschen ist laktoseintolerant. Dennoch passt sich die Bevölkerung in Ländern wie China, Thailand oder Vietnam zunehmend der westlichen Ernährungsweise an. Und diese ist ohne den Konsum von Milcherzeugnissen kaum denkbar. Weltweit betrachtet sind die Top-3-Hersteller von Milchprodukten die USA, gefolgt von der Europäischen Union und schließlich Indien. Genau wie Brot gilt auch Milch als Grundnahrungsmittel. Wobei Kuhmilch mit aktuell 81 Prozent den mit Abstand größten Anteil an der Milchproduktion hat. Büffelmilch kommt immerhin auf 15 Prozent, während sich Ziegen-, Schaf- und Kamelmilch die restlichen 4 Prozent teilen.

Das Abwasser in der milchverarbeitenden Industrie enthält viel Fett, Feststoffe, CSB und BSB. Daher eignet es sich sehr gut für biologische Kläranlagen. Allerdings gibt es gerade bei der Milchverarbeitung einige Herausforderungen. Aufgrund des Einsatzes starker Reinigungsmittel müssen bei Kläranlagen in diesem Bereich einige Dinge beachtet werden. Unsere Experten haben bereits unzählige Kläranlagen für die Käseproduktion oder die Milchabfüllung realisiert. Kläranlagen für die Milchverarbeitung werden auch häufig dann eingesetzt, wenn das Abwasser danach in den Kanal eingeleitet wird. Durch eine Verbesserung der Ablaufwerte kann der Milchproduzent seine Abwassergebühren beträchtlich senken, wodurch sich Kläranlagen in diesem Bereich schon nach kurzer Zeit amortisieren.

In unserem Praxisbericht Finka und Käserei können Sie sich einen ersten Eindruck über unsere vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Klärtechnik verschaffen. Auch für Ihre Anforderungen finden wir garantiert die passende Lösung.

Praxisbericht Käserei

Käseherstellung auf S’Atalaia

Bereits morgens um sieben ist die Aufregung in den Stallungen der Finca S’Atalaia groß: Noch vor dem Frühstück geht es für die 1.700 Tiere in den Melkraum, um die prall gefüllten Euter halbautomatisch zu entleeren und den Tieren Erleichterung zu verschaffen. Nach der
bakteriologischen Prüfung wird die Milch auf rund 32° C erwärmt. Zur Umwandlung des Milchzuckers in Milchsäurebakterien, die das Milcheiweiß gerinnen lassen, werden der Milch nun Säuerungskulturen und/oder Lab-Enzyme untergemischt. Sobald die sogenannte Gallerte die richtige Festigkeit aufweist, wird mit dem Käsen begonnen. Mit der Käseharfe, einem scharfen Schneidinstrument, wird die Masse in gleichmäßig kleine Stücke in der Größe von Maiskörnern geschnitten – der Käsebruch entsteht. Der übrig bleibende, enorm fetthaltige wässrige Teil, die Sirte, wird über den Abfluss entsorgt, während die Käsemasse im Behälter verbleibt, bis sie die richtige Festigkeit erreicht hat.

Sobald die Käsemasse die richtige Konsistenz aufweist, wird sie mit der restlichen Sirte in die Pressformen gefüllt. Auch die Rest-Sirte fließt in den Abfluss, die Käsemasse bleibt nun in den Pressformen zurück. Während der nächsten Stunden wird die Masse mit zunehmendem Druck in den Formen gepresst und mehrmals gewendet. Im sich anschließenden Salzbad nehmen die Laibe an der Oberfläche etwas Salz auf und geben Flüssigkeit ab. Die feste Rinde beginnt sich zu bilden, die Laibe erhalten ihre Stabilität. Danach kommen die jungen Käse in den kühlen Käseraum. Nach Abschluss der täglichen Produktion wird das gesamte Käserei-Equipment mit scharfen Mitteln gereinigt und desinfiziert, die hochgiftigen Reiniger gelangen in das Abwassernetz der Finca.

„Um unsere Quesos Artesanales S’Atalaia weiterhin als »Productos naturales« herstellen zu können, sind wir von all unseren natürlichen Ressourcen abhängig – von unserem Land, unseren Tieren, unserem Wasser. Deshalb müssen wir selbst handeln, um die Situation in den
Griff zu bekommen, unsere Natur zu schützen und unser aller Zukunft zu sichern.“ Miguel Angel Vives Lliteras hat gehandelt. Er beauftragte das in Artá/Mallorca ansässige Unternehmen Aguas Vivas mit der Untersuchung seiner alten Kläranlage – eine Grube mit zwei Kammern für das einströmende Abwasser und einem weiteren Abteil für die Versickerung – sowie des aktuellen Abwasseraufkommens seiner Finca S’Atalaia, die rund 40 Kilometer südöstlich von Palma in Richtung Santanyí liegt, gleich in der Nähe des verträumten Örtchens Llucmajor mit seinen kleinen Cafés und Geschäften. Nach umfangreicher Recherche und diversen Analysen ließ das Ergebnis nicht lange auf sich warten: Auf dem insgesamt 300 Hektar großen Landbesitz der Familie Vives Lliteras tummeln sich circa 1.700 Schafe und Ziegen, tagtäglich werden die über 1.300 Liter Milch der Tiere für den begehrten Käse verarbeitet. Was bedeutet: Hunderte von Litern warme, fetthaltige Sirte, der flüssige Abfall aus der Käserei, wird täglich in den Abfluss geschickt. Zusammen mit den höchst aggressiven Reinigungsmitteln, die für die Desinfektion des Käserei-Equipments benutzt werden, sowie den Abwässern aus den Sozialräumen ist diese Zusammensetzung – bei der kaum erwähnenswerten Reinigungsleistung der alten Dreikammergrube – eine kleine Umweltkatastrophe. Und das mitten auf der Finca! 

Miguél war überzeugt! Die alte Anlage musste schnellstmöglich saniert und mit neuester Technologie ausgestattet werden, um weitergehende Umweltschäden vor seiner eigenen Haustür zu vermeiden, um die Zerstörung seiner Heimat zu verhindern, um die Zukunft zu sichern. Nach präzisen Planungsarbeiten baute Aguas Vivas die alte Anlage nun komplett um: Die unterschiedlichen Abwasserströme – fettlos und fetthaltig – wurden voneinander getrennt, aus den drei vorhandenen Kammern der alten Grube wurden jetzt Fettabscheider, Vorklärung und Pufferbecken, ein neues SBR-Becken wurde erstellt, eine nachgeschaltete Pflanzenkläranlage installiert. Um die Menge des Wassers für die Versickerung kontrollieren zu können, wurde außerdem ein Pufferbecken aus Kunststoff hinzugefügt, welches das Wasser geregelt an die Pflanzenkläranlage abgibt. Für die Technik im SBR-Becken wählte Aguas Vivas einen AQUAMAX ® PROFESSIONAL GZ für bis zu 53 EW. „Diese Anlage ist eben sehr zuverlässig, bietet eine unglaubliche Reinigungsleistung und ist – falls irgendwann einmal nötig – weiter ausbaufähig“, so Peter Enge, deutschstämmiger Geschäftsführer von Aguas Vivas. Die neue Anlage konnte in Betrieb gehen. Bereits heute, kurz nach Inbetriebnahme der neuen Kläranlage, ist Abwasser auf S’Atalaia kein Thema mehr: Alles läuft in geregelten Bahnen, alles wurde dafür getan, dass Miguels »Producto natural« auch in Zukunft auf
den Tischen der feinen Gesellschaft steht. Und vielleicht, wenn Umweltbewusstsein auch beim x-millionsten Inselbesucher angekommen ist, wird aus »Malle« ja sogar irgendwann mal wieder »Mallorca«.

Das Käse-Finca-Projekt auf einen Blick

Bauherr: Finca S’Atalaia, Mallorca/Spanien

Projektleitung & Ausführung: Aguas Vivas, Artá, Mallorca/Spanien

Anlagentechnik: ATB Water GmbH

Anlagengröße: AQUAMAX® PROFESSIONAL GZ 53 EW

Inbetriebnahme: 2007

Ablaufwerte: CSB < 65 mg/l / BSB5 < 18 mg/l 

Unser digitales Whitepaper

Hier erfahren Sie alles über die Abwasserbehandlung und Wiederverwertung in der Milchverarbeitung, denn schließlich wird sauberes Wasser als Ressource zunehmend wichtiger. Nicht nur in Deutschland oder Europa. Betriebe auf der ganzen Welt suchen daher nach Lösungen, mit denen sie ihre Abwässer wirtschaftlich und zugleich umweltverträglich behandeln können.
In unserem Whitepaper erfahren Sie, welche Lösungen bereits existieren und wie sie individuell an die Anforderungen des jeweiligen Unternehmens angepasst werden können.

Für eine Welt mit sauberem Wasser - Denn Wasserschutz ist Klimaschutz.

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